Gedichte

Eine Auswahl aus meinen Gedichten – vielfach inspiriert vom Karate und der Philosophie des Zen

(Jegliche Art von Verwendung der Texte, auch in Auszügen, nur nach schriftlicher Freigabe durch den Autor. Ich danke für Dein Verständnis.)


Gipfel

Wie Wanderer zum Gipfel

Zum Ideale drängt es mich

Erfüllung zu erfahren

An Perfektionen hänge ich.

 

Doch weiss, wer auf dem Berge stand

Oft auch das Mittelmass zu loben

Denn sturmumtost ist höchster Platz

Und höher mal zu mal das Oben.

 

Gewiss, dass wenn auf halber Höhe lebst

Du manchem Sturme kannst entfliehn

Nur, hör den Ruf der Gipfel ich im Herzen

Werd ich wohl wieder ziehn.

(nach oben)


Sein

Ich weiss, dass

Ich nicht weiss;

So denke ich.

 

Doch da ich bin

Ist mir auch Wissen;

Das fühle ich.

 

Dies Ahnen

Trügt mich nicht;

Denke ich.

 

Ich denke

Daher weiss ich –

Nichts.

 

Das Wissen um

Sein und Leben

Wohl erst der Tod

Wird es mir geben.

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Nirvana

Nachdem das lichte Werk vollbracht

Weicht der Tagesstern der Nacht

Und wie’s der Kaiserin gebührt

Begleitet sie im Defilee

Zur abendlichen Soiree

Ein prunkvoll glänzend Wolkenheer

Es gleissen Rüstung, Schild und Speer

Ein letzter Kuss aus rotem Mund

Das au revoir zur Abendstund.

 

Und als die Kupferglut verglommen

Die Dunkelheit die Schatten löst

Der Himmel schwarz die Leinwand spannt

Erblüht wie Pinselwerk von Künstlers Hand

Das Sternenbild, in seiner Pracht vollkommen.

 

Am Fels gelehnt im weichen Wüstenstaub

Der Symphonie des Weltalls taub

Sitzt zwergenhaft vor hoher Wand

Altersmüd in zerschlissenem Gewand

Ein Pilger, geistiger Versenkung hingegeben;

Nichts beirrt die Konzentration

Nicht Fennek, Schlange, Skorpion.

 

So wie das Schweigen um ihn steht

Doch seine Füsse sind beredt

Sie zeugen von des Weges Pein

Von Regen und von Sturmeswut

Von Disteldorn und giftger Brut

Verbrannt auf sonnenheissem Stein

Erstarrt im Eis des Winterfrost

Im Bergfluss mit Gewalt umtost

Durch mühevollen Pfad geschunden

In Schmerzen narbenreich zerschrunden.

 

Doch was ist all das Körperleid

Wenn das Herz nach Antwort schreit?

Vom Jünglingsalter anbeginn

Drei Fragen quälen seinen Sinn:

Woher ich komm?

Warum ich bin?

Und wo gehe ich einst hin?

 

So viele Lehren hat ergründet

Aus Büchern Wahrheit sei verkündet

Von Gott und Göttern und Schöpferskraft;

Mönch und Meistern ist zu Fuß gesessen

Schamanen, Brahmanen und Priesterschaft

Er lernte Astrologie und Alchemie

Geheimnisdenken und Philosophie

Hat Glaubenssätze memoriert

Psalm und Mantra rezitiert

Doch keine Lehr die Antwort kannt

Den klaren Quell er nirgends fand.

 

Nun wurde ihm vor Tagen

Die Kunde zugetragen

Es lebt ein Hirte im Steppenland

Sehr seltsam sei er im Benehmen

Doch voll der Weisheit sein Verstand;

Nur manchmal liesse sich vernehmen

Sein helles Lachen über Feld und Land.

 

Wie Chorgesang hört Nachricht klingen

Dem Wegweis war sehr leicht gefolgt

Der Pilger traf gleich Tags darauf

Wo Gras und Kraut im Winde schwingen

Den Hirt an duftend Baches Lauf.

 

Voll Ehrfurcht setzt er seinen Schritt

Senkt Hut und Kopf mit letztem Tritt

Verneigt sich tief und spricht sodann

Den Hirt mit leiser Stimme an:

„Meister, von weit her bin ich gekommen,

Wandre Jahre, um die Antwort zu bekommen;

Es quälen Fragen meinen Sinn:

Woher ich komm?

Warum ich bin?

Und wo gehe ich einst hin?“

 

Der Hirte sieht ihn lächelnd an

Bietet Platz und spricht sodann:

„Wo kein Anfang, da kein End bereit

Unendlichkeit hat keinen Raum

Die Ewigkeit hat keine Zeit!“

 

Worauf der Pilger spricht:

„Ich verstehe und verstehe nicht.“

 

Der Hirte nimmt den Stock zur Hand

Zeichnet Kreis in feinen Sand:

„Siehst du, wie der Kreis dir zeigt,

Wo kein Anfang, nichts zum Ende neigt?“

„Und siehst du mit Gedankenkraft,

Wie der Kreis den Raum erschafft?“

 

Mit Andacht hört der Pilger zu

Der Hirt erklärt mit sanfter Ruh:

„Sonn und Mond die Tage teilt

Schattenwurf im Lichte weilt

Freude braucht die Traurigkeit

Die Liebe hat den Hass gefreit

Gift den kranken Körper heilt

Gut ist mit dem Bös verseilt

So ist Unendlichkeit und Ewigkeit

Erfassbar nicht ohn’ Raum und Zeit.“

 

Der Pilgrim spricht:

„Wie kann Erkenntnis ich erlangen?“

Worauf der Hirt:

„Dies ist kein leichtes Unterfangen!“

 

„Denn weil der Mensch im Selbst sich hält

Lebt er nur Raum- und Zeitenwelt

Ist losgelöst vom edlen Sein

Findet sich in Leid und Pein.“

 

„Oh Meister, hebt der Pilger an,

Erklär mir, wie ich‘s ändern kann?“

 

Des Hirten Augen fröhlich blicken

Und er fährt fort mit einem Nicken

Greift aus dem Gras einen Bund heraus

Wischt den Kreis, die Zeichnung aus:

„Da ist kein Kreis, auch Anfang nicht

Kein End, nicht Zeit, nicht Raum in Sicht!“

„Erkenn, du siehst nicht wahres Spiel;

Verbind dich einiglich im Mitgefühl

Erlösch dein Selbst, das dich gefangen

So wirst zum Urgrund du gelangen!“

 

Alsdann der Hirte so geredt

Den Arm dem Pilger umgelegt

Schallt laut ein Lachen aus ihm vor

Und führt den Pilger aus dem Tor.

 

Stund um Stund und Tag um Tag

Unbeirrt der Wüstenglut

Nachteskälte, Mückenbrut

Der Pilger in Versenkung weilt;

Längst ist sein Geist dem Selbst enteilt

Da lockt ein Lachen seine Brust

Entweicht dem Mund voll Herzenslust

Erkenntnis wurd ihm, er verstand

Ein Atemzug – und er verschwand.

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Wegweiser

Siehst du im Fluss das Zweiglein treiben

Bedenke auch des Lebens Sinn

So schwebest auf des Schicksals Wogen

Du selbst zum vorbestimmten Ufer hin.

 

Nur schwer erkennbar ist der Weg

Den dir der Einheit Sein beschert

Denn durch dein Sehnen nach dem Ziel

Ist dir der Blick darauf verwehrt.

 

Befreit von Zielen und Erwartung

Und der Gedankenspiele Wahn,

Bedenk vergangnen Lebenspfad

Find nächsten Schritt, die rechte Tat.

 

Doch wenn du gar nichts mehr begehrst

Dich selbst vom eignen Ich entleerst

Dann hört auch all dein Suchen auf

Wirst eins du mit der Welten Lauf.

(nach oben)


Der Vogel

Herbstlich klar durchdringt das Licht

Die südlich abgeschiedene Region

Öffnet sich dem staunenden Blick

Fast irreal, als wär‘s Vision.

 

Hoch in der Majestäten Weise

Vor tief gebläutem Hintergrund

Der Vogel zeichnet seine Kreise

Ein Wolkenpaar, es treibet leise

Harmonie am Himmelsrund.

 

Ein Adler sein, kommt‘s mir in Sinn

Fernab von Ängsten, Nöten, Sorgen

Schwebend über allen Dingen hin

Gelebt im Jetzt nur, nicht im Morgen.

 

Von Höh die Welt im Ganzen fassen

Die Vielfalt sichten

Rechtens gewichten

In Klarheit richten

Unbill einfach los zu lassen.

 

Des Mooses Grün, der Blumen Pracht

Der Felsen Sonn‘ erwärmter Duft

Und von schnellem Flug entfacht

Gesang der Federn in der Luft.

 

Auge, nichts kann dem entgehen

Gelassenheit in würdiger Kraft

Ins Ganze und in Herzen sehen

Des Lebens große Meisterschaft.

 

Da sinkt herab in schnellem Flug

Das prachtgelobte Himmelstier

Beschau vergönnten Beutezug

Es sei dem Helden zum Pläsier.

 

Ein kurzes Flattern am Ende des Falls

Schon senkt der Kopf sich tief ins Fleisch

Nur noch zu seh‘n der nackte Hals

Es stiebet auf ein Schwarm Geschmeiß.

 

Fest halten die Klauen

Des Geiers Frass

Mich erfüllt es mit Grauen

Das stinkende Aas.

(nach oben)


Der Mond

Oh Mond, Zyklop der Nacht

Dir folgen Ozean und Meer

Bewegst mit ungezähmter Macht

Selbst aufgebrachtes Wellenheer.

Doch liegen ruhig Well und Wogen

Malst du in feinen Strichen

Zart gefächert, weich gebogen

Licht in sanft bewegte See;

Wellenkinder blinzelnd schauen

Über Wassers Auen

Und im scheuen Bücken

Spiegelt Glanz auf ihren Rücken.

 

Oh Körperwelt, im Griff der Zeit

Werdend, lebend in Vergänglichkeit

Seit ewiger Unendlichkeit;

Nicht dunkel und nicht helle

Das Grau ist deine Stelle;

Im Reigen mit den Elementen

Nicht frei, da alles ist bewirkt

Doch bar Regenten;

In purer Existenz allein

Doch im Geflecht mit allem Sein;

Am Sterben lässt sich lesen

Der Wandel ist dein Wesen.

 

Oh Geist, du keinem Denken gleich

All durchdringend ist dein Weit

Nicht Wesen und nicht Form

Unendlich, jenseits Zeit;

In deinem Nichts enorm

In Leerheit wirkungsreich.

 

Oh Mensch, auch meines Blickes gilt

Dem Mond in Meeres Widerschein

Dem nächtlich künstlerischen Bild;

Bedenk so Ewigkeit und Ein

Sinniere über Zeit und Sein.

 

Oh Spiegel, bist nur Echoschall

Geistlos zeigst du die Gestalten

Jenes, was dir vorgehalten.

 

Oh Mond, hast mir ein Bild erzählt

Ein tiefes Fragen in mir quellt:

Wie Körper ist mit Geist vermählt?

Und was bedingt Erscheinungswelt?

Seh mich im Wasser, schau ins Glas

Betrachte Antlitz, mein Gesicht

Mein wirklich Selbst, sag, bin ich das?

Nein, Spiegelbild, dies zeigst du nicht!

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Der Kampf

Blitzend, blinkend, scharf geschliffen

Rasen Klingen durch die Luft

Schneiden, teilen, nicht gekniffen!

Ein ganzes Heer voll Kampfeslust.

 

Im Brustschild glänzt das Wappen

Auf den Köpfen dunkle Kappen

In jeder Hand gesichelte Klingen

Die Augen weit, lass Lungen singen

Ziel vor Augen, vorwärts dringen

Diese Schlacht wird uns gelingen.

 

Und im kundigen Gelände

Fahren sie durchs Artenfremde

Hoch und runter, her und hinnen

Bei denen, die als Opfer dienen

Wird geerntet mitten drinnen;

Ganz im Stil antiker Horden

Beginnt ein ungezähmtes Morden

Da hilft kein Fliehen, kein Verstecken

Wem nun mal die Potenz gegeben

Entscheidet über Tod und Leben

Wer ohne Macht, der mag verrecken.

 

Nach dem Schlachten, wilden Sausen

Sieg gewohnt und unversehrt

Ins traute Heim zurück gekehrt

Beginnet frohgemutes Schmausen –

 

Des Sommers Abend, wohlig lau

Klarer wird Betrachters Schau

Kein arges Tun dem Aug wird wahr

Ein lieblich Spiel ist es sogar;

Nicht Messerschliff in blutigem Hau –

Sind Schwalbenflügel, fein gebogen

Flattern, Gleiten, Rucken, Zucken

In eilig Fahrt wird da geflogen

Meisterhaft und ausgewogen

Auf Nahrungsfang sind ausgezogen

Denn im letzten Tagesschein

Die Brut will recht umsorget sein.

 

So wirkt selbst in der wärmsten Stille

In tiefster Ruhe und Idylle

Der von Natur gesetzte Wille.

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Zwei Tauben

Im Wiesengrund der Adebar

In Büschen feines Spinnenhaar

Und droben auf dem Dachgesparr

Ein glücklich Bildnis stellen dar

Voll Traulichkeit ein Taubenpaar;

Sie schnäbeln, turteln wunderbar

Auch gurren sie und balzen gar

Als ob es niemals anders war.

 

Da hält der Täuber einmal inne

Und spricht zu seiner Minne

„Schau wie sie schreiten, wie sie streiten

Wie sie jammern und sich schelten

Sich jede Tat mit Zins vergelten;

Ach, dies Gerenne und Geflenne

Die Menschen sind schon wunderlich

Bin froh, dass ich ein Täuberich.“

 

„Jedoch, ich gebe zu bedenken“

Spricht da sein Weib in zarten Worten

„Menschen sich auch gern beschenken

Dass nicht nur Ramschen ist und Horten

Schau, wie sie da gemeinsam schaffen!“

Darauf der Täuber: „Ist nur Raffen!“

 

„Nein, holder Mann, ist ihre Art

Sie wissen tief im Innern drum

Gemeinschaft ist mit Sieg gepaart

Doch sind sie auch sehr oft sehr dumm

Und suchen einzeln nach dem Ruhm.“

 

„So ist es Weib, so ist es wohl

Im Kopf, da sind sie ziemlich hohl

Sie wollen stets die Ersten sein;

Schau drüben nur den ollen Hannes

Erfolg ist das Parfüm des Mannes

Die Dirnen laufen hintendrein

Ein jede will in Seide sein

Geschmeide tragen, schnöde Zier

Da lach ich bloß und wünsch Pläsier!“

 

„Mein Teurer, du bist kritisch heut

Die Menschen sind schon rechte Leut

Sie sprechen von der Liebe Kraft

Dass diese Liebe alles schafft

Vom Himmel sei sie ausbedungen

Und alles sei von ihr durchdrungen.“

 

„Du Treu erlaub, dass ich beschreibe

Wes Wesen ist in Menschens Leibe;

Des Menschen Qual in seiner Brust

Er ist des Selbst zu sehr bewusst

So ist er fern vom reinen Sein

Er sieht nur sich, fühlt sich allein;

Wodurch er ist der Angst verfallen

Fühlt sich im Wettbewerb mit allem

Das lässt in Kampf und Gier verharren

Auf maximalen Vorteil starren.“

 

„Und die Liebe?“ fügt die Taub da ein

„Da muss doch auch was Gutes sein!“

„Die Liebe“, spricht der Täuber da

„Beweist des Menschen Drama ja;

Zum einen möcht er Liebe geben

Und friedlich auch zusammen leben

Doch will zuerst geliebt er sein

So bleibt die Lieb nur schöner Schein.“

 

„Wie tuen mir die Menschen leid“

Seufzt voll der Traurigkeit das Weib

„Möcht ihnen gerne Weisheit schenken

Den Geist in rechte Bahnen lenken

Dass wenig nur für sich noch wollen

Mehr Andern Lieb und Achtung zollen;

Denn eines ist doch klar bewiesen

Glück findet man ja nicht im Haben

Nur Mitgefühl und Herzensgaben

Lassen warm das Lied erklingen

Das Glück in unsrer Seele singen.“

 

Der Sommertag ist licht und lau

In Dorfes Strassen ist Radau

Doch auf dem Dach da oben, schau!

Zwei Turteltäubchen, Köpfchen grau;

Wie lieblich sie sich da umsorgen

Man merkt‘s ein jedes ist geborgen

Und glücklich scheinen obendrein

Die Turtelnden dort auch zu sein.

(nach oben)


Leben

Der Welt Gesetz, das ist der Kampf

Nicht zu umgehen, hat´s den Schein

Der Mensch jedoch, der kann bedenken

Ob es denn wirklich muss so sein.

 

Denn der Gewinner ahnt, schon wenn

Er siegt, dass er einmal verliert

Dass auch für ihn der Zeitpunkt kommt

An dem ihn Leid berührt.

 

Fühlst du des Leidens Schrecken

Sehnst du dich nach dem Glück

Du denkst es zum Gewissen

Und kannst nicht mehr zurück.

 

Willst du dann nicht mehr kämpfen

Musst du ein starker Kämpfer sein

Doch setz die Kraft nicht gegen andere

Nur gegen Dich alleine ein.

 

Und lässt du ab nach Streit

Noch Macht und Gut zu streben

Siehst du des Friedens Freude

Erkennst des Gebens Segen.

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Lieben

Ist dir der Liebe Glück entrissen

Will tiefstes Leid sich um dich weben

Dann such die Liebe zu ergründen

Erkenntnis wird dir Tröstung geben.

 

Berührt zu sein von lieber Hand

Der Gegenliebe galt dein Sehnen

Dies nährte deine Eigenliebe

Half dir, dich selber anzunehmen.

 

Die Mängel, die dir eigen sind

Des Mosaiks vermisster Stein

Vollendung fühltest du in dir

So nahtlos passte sich Geliebtes ein.

 

Und auch des Lebens Gegensätze

Konträre Pole allen Seins

Für Zeiten waren aufgehoben

Wenn liebend Sinne wurden eins.

 

Zur Einsamkeit zurückgefallen

Mit Wehmut spürst, was du verloren

Jedoch erfasse, dass der Schmerz

Aus Wunsch und Forderung geboren.

 

Erfüllung findest durch die Liebe

Erst wenn du selbstlos liebend bist

Denn wahre Liebe ohne Anspruch

Und noch im Nehmen gebend ist.

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Der Kreis

Ein Dorn, zentriert in papyrnem Weiss

Graphit markiert perfekten Kreis

Versenktes Tief umrahmt im Rund

Macht Denken frei, gibt Gedanken kund.

 

Ist Zirkelart, dass Sinne lenkt

Anfang und End zu sehen

Der Blick verfolgt der Linie Gehen.

Muss denn nicht zwingend Ursprung sein

Im linearen Zeitgeschehen?

 

Nein, wie ich’s auch erforsche

Nichts dem Startpunkt gleicht

Noch jemals wird ein Ziel erreicht.

Indem ich denn so achte

Auf’s genaueste betrachte

Mich dünkt, die Linie löst sich auf.

Befreit von der Gedanken Lauf

Eingebend wird es mir gewiss

Raum und Zeit ohne Anfang ist.

 

Freudig, der Erkenntnis satt

Schweif ich weiter übers Blatt

Find den Makel der Struktur

Klein, fein, mittiger Natur

Dort, wo des Zirkels Spitze

Den Ansatz einst beritzte.

 

Lese ich diesen Punkt

Werd förmlich ich gezogen

Mein Sinnen eingetunkt

Vom Zentrum aufgesogen.

 

Und wie ich so beschaue

Senkt sich mein Atem auch

Sinkt tief, erfüllt mit jedem Zug

Den Nabel, meinen Bauch.

 

Das Denken weicht dem Fühlen

Ein Horchen in mir steht

Begierden langsam kühlen

Das Trachten von mir geht.

 

Was früher, gestern, vorher war

Nachher, morgen, künftig sei

Es löst die Zeit sich auf

Bringt den Moment herbei.

 

Lass mich fallen, sinke tief

Was, wenn ich alles liesse los,

Wenn selbst der Seinswunsch flieht

Vertrau ich dem, was auch geschieht?

Würde die Leere gar gefüllt

Vom Wesen allen Seins

Wär ich am End mit edlem Urgrund eins?

 

In diesem Denken tauche ich

Aus der Versenkung auf

Zu schnell hat der Verstand gestört

Des wahren Selbstes Lauf.

 

Ich danke Punkt, Kreis, Linienflug

Erkenn, dass auch dies Bildnis Trug

Dass Existenz und Raum und Zeit

Nicht Abbild ewger Wesenheit.

Und Einsicht in mir keimt

Nichts ist wirklich, wie es scheint.

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Das Gänseblümchen

Ein Mädel läuft am grünen Rain

Im sommerlichen Sonnenschein

Setzt Füßchen hold und gar so fein

Freudvoll schmiegt sich Gras darein.

 

Bienensumm am Blütenstand

Schmetterling im Brautgewand

Es gleißt die Luft in heißem Werben

Betört von Duft und Lust am Werden.

 

Helles Lied aus Frauenbusen

Bestreicht den bunten Sommertag;

Welch ein Locken, welch ein Schmusen

Heisser Puls in schnellem Schlag.

 

Ein Tausendschön am Wegesrand

Auch Gänseblümchen wirds genannt

Flammend gelb, ein Tropfen Gold

Wärmt die Seel, wer Achtung zollt

Umrahmt von Engelszünglein, seidenweich

Weiß wie Muschelsand und Flügeln gleich.

 

Das Mädchen steht, beugt sich im Bein

Streicht Blümchens Köpfchen zierlich klein

Da strömt ins Tausendschön Verlangen

Möcht nie mehr aus der Hand gelangen

„Nimm mich mit, trag mich nach Haus

Will mit Dir sein, grab mich doch aus!“

 

Doch ungehört bleibt stummes Flehen

Das Menschenkind sieht nicht Natur

Erkennt darin den Zierrat nur;

Bricht Blüt um Blüt und flicht im Gehen

Den Blumenkranz zum Maientanz;

Schmückt sich schön das junge Haar

Bietet sich Bewunderung dar.

 

Und wie die Maid im Kreis sich dreht

Des Blümchens Reis zu Ende geht;

Am nächsten Morgen ganz verschlissen

Liegt’s achtlos auf die Gass geschmissen.

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Advent

Ach, wie die Zeit doch rennt

Schon wieder ist‘s Advent

Der Schnee bereit in Holle‘s Reich

Türmt sich in Wolken weiß und weich

Glitzerglanz soll er verbreiten

Die Decke für das Fest bereiten

 

Die Kinder können‘s nicht erwarten

Schau‘n voll Erwartung in den Garten

Weihnachtszeit in jungen Herzen

Plätzchenduft und helle Kerzen

Familienlust und Harmonie

Friede, Freude, Melodie

 

Ich seh‘s mit alten Kinderaugen

Die ohne Brille nicht mehr taugen

Fühl zurück in meine Zeit

Ist das wirklich schon so weit

Das Klopfen in der Bubenbrust

Die ungebeugte Weihnachtslust

 

Das Haar gestreift von Mutters Hand

Fein gemacht im Festgewand

Gestrählt, gestriegelt und bereit

Zur schönsten aller Jahreszeit

Fernab von Sorgen, Zwist und Neid

Einfach nur – Geborgenheit

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Winterwanderung

Es steht im weißen Morgenkleid

Die Tann im winterlichen Weit

Ein Sonnenstrahl fällt glitzernd ein

Wind staubt ihr durchs Geäst

Sirenenruf und Lichterfest;

Wie könnt ich nicht verführet sein

Der warmen Stube zu entsagen

Mich in das Kühl hinaus zu wagen.

 

Schon krallt mit jedem Schritt

Sich in den Diamant besäten Pfad

Der Wanderschuh mit sichrem Tritt

Die Spur bezeugt die frische Tat.

Der Schnee gibt sich mit sanftem Sinn

Seufzend meinem Rhythmus hin.

 

Langsam schwingt die frostge Welt

Gleist von Eiseslicht erhellt

Der Bach raunt flüsternd mir ins Ohr

Eis zahnt aus steiler Wand hervor.

 

Still ich steh, groß ich seh, staune nur

Danke der Schönheit der Natur

Denke mich als Teil darein

Doch scheint mir dieses Denken klein

Erkenne mich nicht Teil doch eins

Eins mit dem Wunder allen Seins.

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Am Fluss

Gleich flüssigem Glas

Wie sahnig weißer Tortenguss

Getränkt von Diamantensplittern

Drängt sich in felsbewehrtem Maß

Mit hellem Lichterflittern

Der winterliche Fluss

 

Ein warmes Rauschen springt mich an

Umfasst mich, hüllt mich ein

Stimmgewaltig und doch rein

Naturmusik trägt ihren Duft

Mit reichen Händen in die Luft

Und im stillen Lauschen

Es wächst zu mir heran

Lässt mich in jeder Zelle spüren

Wie Elemente sich berühren

 

Trocknes Gras in hohem Streben

Umrahmt das imposante Fließen

Verbeugt sich in des Windes Hauch

Demutsvoll vor dem Erleben

Und in ehrfürchtigem Genießen

Tue ich dem gleich

Verneige ich mich auch

 

Ein Reiher entweicht

Dem Farbenversteck

Steigt empor und streicht

Lautlos ins dunstige Gedeck

Ein Blitzen noch im Federkleid

Letzter feiner Flügelschlag

Am morgendlichen Tag

Schon taucht er ab in luftige Ferne

Oh, wie gerne –

Ich ihn begleiten mag

(nach oben)


Angst

Der Wolf liegt faul auf frischem Klee

Im Bauch verdaut das junge Reh

Ein Frosch, der sitzt gleich nebenan

Blickt, wie es nur ein Fröschlein kann.

 

Dem Wolf ist nach Gespräch zumute

Dem grünen Breitmaul kommts zugute.

„Warum“, so spricht der Isegrim

„Ist deine Furcht so gross und schlimm?“

 

„Falsch ist es, dass du denkst, ich sei

Gar ängstlich und so nebenbei

Behaupte ich, höre gut zu

Wer schreckhaft ist, bist du!“

 

„Du kleiner frecher Hüpfinsgras,

Machst mir mit deinen Worten Spass

Nur treib es bitte nicht zu bunt

Es ist noch Platz in meinem Mund!“

 

„Sieh doch, gerade wieder ist`s bewiesen

Aus Worten, Wolf, wie diesen

Die Angst gebiehrt die Aggression

Warte ab, ich erkläre schon:“

 

„Du fühlst dich wohl, wenn du voll Macht

Doch wehe, jemand dich verlacht

Hast Angst, die Herrschaft will vergehen

Kannst nicht mehr über andren stehen.“

 

„Die Angst vor Hunger lässt dich reissen

Als Erster in die Beute beissen

Klar ist, du geiferst nach dem Rang

Weil du um deines Lebens bang.“

 

„Stört irgendwer dir deine Kreise

Bekriegst du ihn auf jede Weise

Wäre wirklich Stärke dein

Würdest du gelassen sein.“

 

Daraufhin lässt der Wolf die Pratze

Fallen auf des Frosches Glatze;

Das Wahre schwer ist zu ertragen

Und tödlich oftmals, es zu sagen.

(nach oben)


Im Garten

Blütenfroh, buntgemalt,

Bienen summend liegt er da

– der Garten

 

Rosenrot, olivengrün,

hoch gewachsen der Lavendel, veilchenblau

– die Zarten

 

Mandelbaum im Blütenweiß, Eiche grau meliert,

Nadeln spitz

– die Harten

 

Ungeduldig, sehnsuchtsvoll,

Deiner harrend üb ich mich

– im Warten

(nach oben)


Der Frosch

(Ein kleines Nonsens-Gedicht)

Der Frosch ist grün

Sehr oft auch braun

Er liebt es nass

Im Lebensraum.

 

Mal hüpft er hoch

Zumeist sehr weit

Mal fällt er hart

Am liebsten weich

In den Teich.

 

Im Märchen küssen

Ihn die Frauen

Voller Grauen;

Die wollen einen

Prinzen haben

Doch statt des

Stolzen Knaben

Liegt noch kokett

Der Frosch im Bett.

Vielleicht auch konnte

Sie nicht küssen

Sie wird es wohl

Noch lernen müssen.

 

Der Frosch, der geht

Auf allen Vieren

So ist es nun

Einmal bei Tieren.

Klaut man ihm

Davon zwei

Ist`s mit dem Hüpfen

Schnell vorbei

Weshalb dies auch

Verwerflich sei.

 

Der Mensch setzt

Gern den Frosch

Vom Gras ins Glas

Nur so zum Spass

Denn unwahr ist

Doch die Geschichte,

Dass Petrus sich

Nach Fröschen richte.

(nach oben)


Das kleine Dessous …

(Eine Hommage an die Schönheit)

Soll Deine Weiblichkeit umschmeicheln

Zartestes ganz zärtlich streicheln

Durch reizvoll verstecken

Entdeckergeist wecken

Im Finden, die Sinne lenken

Und sehr viel Freude schenken.

(nach oben)


 

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